Die Ursprünge
Wann genau der Schäferlauf entstanden ist, das weiß niemand. Deshalb ranken sich viele Sagen um die Entstehung des Festes. Allesamt berichten sie von der Gestalt des "treuen Schäfers Bartel", zu dessen Ehren ein württembergischer Graf das Fest gestiftet haben soll.
Das Theaterstück „Der treue Bartel“, in Markgröningen kurz Festspiel genannt, hält die Sage seit 1909 am Leben und wird jährlich am Festwochenende mehrmals aufgeführt, Auszüge daraus werden auch an beiden Tagen auf dem Stoppelfeld dargeboten.
Ein erster Hinweis auf das heutige Volksfest, genauer auf den noch heute mit dem Fest verbundenen Bartholomäusmarkt, findet sich in einer Rechnung des Markgröninger Heilig Geist Spitals aus dem Jahr 1445. Der Ordensbruder vermerkte in seiner Ausgabenliste, was er am Jahrmarkt gekauft hat: in sanct Bartholomeytag den herren, knechten, megden und dem gantzen gesind, kofft seckel, messer, nestel nach gewonheit des huß.
Der geschichtliche Ursprung des Festes liegt sicherlich in einem Schäfertreffen mit Wettlauf und Schäfertanz. Der Sieg im Wettlauf übers Stoppelfeld berechtigte den „König“, den im Land verstreut lebenden Schäfern das Jahr über als Anführer vorzustehen, bei Problemen Entscheidungen zu treffen und Streitigkeiten zu schlichten. Womöglich sollte der König der Schäfer beweisen, dass er ein fliehendes Schaf auch zu Fuß wieder einfangen kann.
Ein „Schäfertanz“ wurde bei diesem Anlass gepflegt und schloss alle anderen nicht zur Gruppe gehörenden von diesem Tanz aus. Das Berufstreffen fand in Markgröningen anlässlich des großen Jahrmarkts am Bartholomäustag, dem 24. August, statt. Dieser Markt mit überregionaler Anziehungskraft bot Einheimischen, Fremden und natürlich auch den Schäfern gute Einkaufs- und Verkaufsmöglichkeiten, lag er doch nach der Erntezeit und somit sehr günstig.
Bereits zu Anfang des 16. Jahrhunderts hat es das Schäfertreffen in Markgröningen gegeben. Die älteste derzeit bekannte Nennung des Schäfertanzes und des Markgröninger Schäferlaufes stammt aus dem Jahr 1593. In einer von Jakob Frischlin verfassten Handschrift findet sich folgender Eintrag:
Die Stadt Gröningen hatt einen alten Brauch. Wann Bartholomai tag vorhanden, hatt die Stadt einen Jahrmarckt, daran kommen die Schäffer zusammen, hallten einen Dantz unndt lauffen umb einen Hammell oder Barchatt, Nestell, Zöpff oder Lebkuochen; Also das die Töchtern und Junggesellen ein groß Schauspil machen (…).
Mit dem Randvermerk Schäfferdantz zuo Margkröningen an Bartholomaitag jährlich gehalten hob Frischlin den Eintrag noch besonders hervor. Mit dem Erlass einer Schäferzunftordnung durch Herzog Eberhard III. im Jahr 1651 wurde das Schäfertreffen in geordnete Bahnen gelenkt, die Privilegien des Laufs und Tanzes festgeschrieben.
Der Schäferlauf entwickelt sich zu einem historischen Stadtfest
Nach der Auflösung der Zünfte im Jahr 1828 ging die Ausrichtung des Schäfertreffens ganz auf die Stadt Markgröningen über, die sich auch früher schon finanziell bei Preisen und „Verehrungen“ engagiert hatte. Sie verwahrte weiterhin die Zunftlade und die Zunftfahne, die heute zu Beginn des Festes an den Vorsitz- enden des Landesschafzuchtverbandes ausgehändigt und im Festzug mitgeführt werden.
Im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Zunftfest zu einem landwirtschaftlichen Fest mit Schafprämierung zur Förderung der Zucht und Verbesserung der Wollproduktion. 1835 beteiligte sich die Stadt neben der Amtversammlung an den Prämien für die Schafzüchter. In diesem Zusammenhang ist auch die im Jahr 1858 erstmals veranstaltete Schaflotterie des Landwirtschaftlichen Vereins Ludwigsburg zu sehen, die von der Stadt weiterbetrieben wurde. Der 1. Weltkrieg setzte dieser Tradition ein Ende.
Nachdem im Jahr 1835 am Rande des Schäferlaufes auf Anregung von Diakon Speidel ein Programm speziell für Kinder angeboten wurde, entwickelte sich der Sonntag vor bzw. nach dem 24. August zum traditionellen Kinderfest, was er bis heute beblieben ist.
Für die erwachsenen Besucher sollten neben dem Barfußlauf auch Wettspiele auf dem Stoppelfeld für weitere Anziehungskraft sorgen. So wurde 1860 das Wassertragen für „Jungfrauen“ eingeführt, 1863 kam der Hahnentanz hinzu, Sacklaufen und Mastklettern folgten.
Um 1900 wollte die Stadt die Attraktivität des Festes mit einem längeren Festzug verbessern und forderte Vereine zur Teilnahme auf. So sah man im Jahr 1907 erstmals einen geschmückten Wagen des landwirtschaftlichen Ortsvereins und einen der Weingärtner. Zwei Jahre später bereicherte ein eigenes Theaterstück das Schäferlaufprogramm.
Seit 1961 wird der Wettlauf nicht mehr genau am 24. August ausgetragen. Mit dem traditionellen Kinderfest und dem Leistungshüten entstand um den 24. August herum ein verlängertes Wochenende, das seit 1963 seinen Abschluss am Montag in einem Feuerwerk findet. Immer mehr auswärtige Musikkapellen und Trachtengruppen beleben den Festzug. Heute unterhalten knapp 50 Gruppen die jubelnden Zuschauer entlang des Festzugweges.
Info-Meile in der Schlossgasse
In der Schlossgasse gibt es eine Info-Meile, welche die Besucherinnen und Besucher in attraktiver und lebendiger Form über die Historie des Schäferlaufs und über weitere spannende Themen rund um das Thema informiert.
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