Der Festablauf heute
Ursprünglich fand der Wettlauf am 24. August, dem Bartholomäustag, statt.
Da die Schäfer immer mehr Probleme hatten, unter der Woche nach Markgröningen zu kommen, beschloss der Gemeinderat 1961, den Schäferlauf auf das dem 24. August nächstgelegene Wochenende zu verlegen. Seit 1963 dauert das Fest von Freitag bis Montag. Mit dem Leistungshüten am Freitagmorgen beginnt das Festwochenende.
Das Hütegelände liegt an der Straße nach Asperg. Bei diesem Berufswettkampf erhalten die Zuschauer einen Einblick in den Schäferalltag und in die Aufgaben der Schafhaltung im Bereich des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Es geht bei diesem Wettbewerb um den Nachweis beruflicher Fertigkeiten, wobei die Schäfer mit ihren Hunden eine fremde Herde hüten müssen. Eine Richterkommission beurteilt die Führung der Herde und die Leistung der Hunde beim Ein- und Auspferchen sowie auf einer festgelegten Triebroute entlang einer befahrenen Straße, auf einem Feldweg, über eine Brücke sowie beim Weiden im weiten und engen Gehüt.
Der 7-Punkte-Parcours entspricht somit einem Hütetag im Zeitraffer. Für das leibliche Wohl ist beim Leistungshüten gesorgt. Es findet jährlich am Hütegelände eine Bewirtung statt, Parkplätze sind ebenfalls vorhanden. Das Leistungshüten geht auf das Interesse der Schäferhundezüchter zurück, die das als förderlich für die Zuchtauswahl ansahen.
Eine für das Jahr 1914 ins Auge gefasste Premiere in Markgröningen wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges und die folgende Wirtschaftdepression zunichte gemacht. Der erste Wettbewerb fand in Markgröningen im Jahr 1937 statt, auch nach dem 2. Weltkrieg wurde der Berufswettkampf wieder ausgerichtet.
Zur Sicherung der Schafhaltung auf Markgröningern Markung richtete die Stadt 1994 einen Schafhaltungsfonds ein. Zu dessen Gunsten werden seither am Schäferlauf Aufschläge auf Eintrittskarten, Standgebühren und Werbeprodukte erhoben.
Bereits am Freitagnachmittag öffnen die Stände des Krämermarkts. Die erste Aufführung des Theaterstücks „Der treue Bartel“, in Markgröningen kurz Festspiel genannt, findet abends in der Stadthalle statt. Vor dem abendlichen Festkonzert auf dem Marktplatz werden die verdienten Mitwirkenden geehrt, denn ohne die aktive Beteiligung der Bevölkerung bei den Vorbereitungen und beim Festgeschehen selbst, wäre der Schäferlauf nicht realisierbar. Auf dem Vergnügungspark locken am Abend erstmals die Fahrgeschäfte. In den Gassen und Wirtschaften trifft sich Jung und Alt.
Mit dem Weckruf des Spielmanns- und Fanfarenzugs um 6.30 Uhr beginnt der Samstag. Wenn die Choräle des Posaunenchors verklungen sind, eröffnet der Ludwigsburger Landrat als Nachfolger des Vogtes feierlich den Festtag. Die Zunftlade und –fahne wird für den Tag an den Vorsitzenden des Landesschafzuchtverbandes ausgehändigt. Schon am Vormittag füllen sich die Gassen mit Gästen und das bunte Markttreiben beginnt. Auch auf dem Vergnügungspark drehen sich bereits die Fahrgeschäfte.
Beim Handwerkermarkt können sich die Besucher über traditionelle Herstellungstechniken informieren und auf dem Schäfermarkt gibt es – neben einem Streichelzoo - Schafprodukte zum Essen und Anziehen. Die Produktpalette der heimischen Schäfer ist vielseitig – die Besucher können sich davon überzeugen. So finden die Schäfer am Schäferlauf den dringend notwendigen Absatzmarkt für ihre Produkte. Nach dem traditionellen Gottesdienst in der Bartholomäuskirche zieht ein farbenprächtiger Festzug mit vielen Musikkapellen und zahlreichen Trachtengruppen durch das Obere Tor aufs Stoppelfeld hinaus.
Die Tribünen entlang des Stoppelfeldes sind mit erwartungsvollen Zuschauern aus Nah und Fern besetzt. Mit einem Auszug des Festspiels zur Entstehung des Schäferlaufs beginnen die Darbietungen. Nach volkstümlichen Wettspielen wie Sacklaufen, Wassertragen und Hahnentanz erreicht die Spannung ihren Höhepunkt, denn der traditionelle Barfußwettlauf über den Stoppelacker steht an.
Zuerst laufen die Schäfertöchter und gelernte Schäferinnen, hübsch in rote, blaue und grüne Röcke gekleidet, barfuß um die Krone. Nach ihnen springen die Schäfer über den 300 Schritt langen stupfeligen Parcours. Nach altem Brauch erhalten die Sieger als Preis ein Schaf und haben die Ehre ein Jahr lang Markgröninger Schäferkönig bzw. –königin zu sein.
Zur Huldigung des Königspaares wird der Markgröninger Schäfertanz aufgeführt. In Rückbesinnung auf die alte Tanztradition wurde er 1925 wieder neu ins Leben gerufen. Durch die geschmückten Gassen marschiert der Festzug zurück zum Marktplatz, wo das allgemeine Tanzvergnügen eröffnet wird. Bis in die frühen Morgenstunden hinein schallt Musik und Gelächter durch die Gassen.
Der Schäferlauf in Markgröningen ist noch heute für die Schäfer mit ihren Familien ein jährlicher Treffpunkt, aus dem ganzen Land Baden-Württemberg reisen sie an. Das nahezu komplette Programmangebot bietet Markgröningen seinen Gästen erneut am Sonntag. Wieder zieht ein farbenprächtiger Festzug mit Musik durch die geschmückten Gassen, vorbei an Fachwerkhäusern und jubelnden Zuschauern durchs Obere Tor hinaus aufs Stoppelfeld.
Ein Unterschied besteht darin, dass auf dem Stoppelfeld nun die Markgröninger Schuljugend um die Königswürde ringt, und die traditionellen Wettspiele für Kinder nun als Mannschaftsspiele ausgetragen werden, unterbrochen von Szenen aus dem Theaterstück „Der treue Bartel“. Das Wassertragen und Stelzenlaufen für Erwachsene findet in getrennten Läufen statt.
Die schmucke Fachwerkstadt bietet ihren Gästen den ganzen Tag in all ihren Winkeln und Gassen pulsierende Feststimmung: sei es der Krämermarkt vor historischer Fachwerkkulisse, die Imbiss- und Getränkestände in Höfen, Kellern und auf Plätzen, der Handwerkermarkt im Helene-Lange-Gymnasium, der Festzug vorbei an malerischen Fachwerkhäusern, der Schäfermarkt vor dem Oberen Torturm und der Vergnügungspark. Nicht nur Volksmusik, auch Jazzmusik und orientalische Klänge tönen heutzutage durch die Luft.
Kleine Happen und große Leckereien aus unterschiedlichsten Ländern und Regionen – aber auch schwäbische Hausmannskost wie Maultaschen und Kartoffelsalat - lassen Besucher aus aller Welt ins Schwelgen kommen.
Am Montag geht es nochmals rund. Im Altstadtbereich bieten Krämerbuden nachmittags ihre Waren an. Der Rummel und die Festzelte mit Musik ziehen abends zahlreiche Gäste an. Mit einem brillanten Feuerwerk klingt das Fest aus.
Beim Schäferlauf gibt es so viel zu sehen und zu erleben, dass das meiste - auch vom aufmerksamsten Besucher - nur gestreift werden kann, deshalb „Auf Wiedersehen!“